OLDRI e.V. – Die Geschichte eines Projekts

Posted on: März 26, 2018 Posted by: Jeanette Juch Comments: 0

OLDRI e.V. – Die Geschichte eines Projekts

Wie ist die Initiative OLDRI entstanden? Wer steckt hinter diesem Projekt, welches sich zum Ziel gesetzt hat nachhaltig für die Verbesserung der Lebenssituation kenianischer Kinder einzusetzen? Diese Fragen zu klären ist ein wesentlicher Punkt um die Arbeit und Motivation von OLDRI e.V. zu verstehen. Und genau diese Geschichte wollen wir Ihnen gerne erzählen und Ihnen so zeigen, dass OLDRI e.V. mehr als nur ein gemeinnütziger Verein ist. Es ist eine Herzenangelegenheit.

Wie alles 2010 begann

Die Ankunft

Nach 35 Jahren in Deutschland wollte Frau Juch, die Gründerin von OLDRI e.V., im August 2010 ihre Heimat, das Dorf Nyakach im Kreis Kisumu in Kenia, besuchen und sich bei ihrer Mutter erholen. Nach dem sie aus ihrem Beruf ausgeschieden war und sie bei ihrer Arbeitsstelle mit vielen Problemen zu kämpfen hatte, erlitt sie einen Burn Out und war psychisch und körperlich krank.

In ihrem Heimatort angekommen stellte sie fest, wie sehr sich das Leben nach so vielen Jahren derart negativ verändert hatte. So sehr, dass sie ihren eigenen Geburtsort nicht mehr wiedererkannte. Deshalb konnte sie im Vorhinein nicht ahnen, was sie dort erwarten würde. Als sie spätabends im Dorf mit einem Auto ankam, waren viele der Dorfbewohner gekommen, um sie zu begrüßen. Auch der örtliche Pastor Sailas war darunter und nahm sie direkt an die Hand und sagte zu ihr: „Meine Tochter, ich will zunächst mit Dir in die Kirche gehen und beten.“ Nach so vielen Jahren der Abwesenheit und ohne Kontakt dachten die Menschen im Dorf sie sei tot. Da im Dorf keine flächendeckende Stromversorgung vorhanden ist war es so dunkel, dass Frau Juch Angst bekam, da sie an so eine Dunkelheit nicht mehr gewöhnt war. Die Straßen waren so uneben, dass man kaum laufen konnte. Alle mussten unter großen Anstrengungen zum Büro des Pastors laufen.
Dort angekommen rief der Pastor zu seinen Mitarbeitern „Wir haben Besuch! Bringt uns die Lampe.“ Als Frau Juch von weitem die Lichter und die Menschen sah, war wieder Hoffnung in ihr. Durch die vertrauten Stimmen ihrer Neffen und Bekannten fühlte sie sich wieder wohl und zu Hause.

Licht im Dunkeln
Pastor Sailas

 

Der Pastor berichtete über die Situation der Kinder im Dorf

Pastor Sailas liest aus der Bibel vor

Er schilderte, wie die Menschen im Dorf von HIV überrascht wurden. Seit 25 Jahren leben die Leute mit dieser schrecklichen Krankheit. Dennoch schenkte ihr kaum jemand Beachtung und die Aufklärung über Prävention und Folgen der Krankheit waren kaum bekannt. Keiner wusste, warum so viele Menschen starben und dass dies durch eine Krankheit geschah, die durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen wurde. Durch die starken Bindungen innerhalb der Familien, die in der Kultur in dieser Region eine sehr große Bedeutung hat, konnte sich die Krankheit gerade in diesen engen Geflechten sehr schnell verbreiten. Die Sterberate war derart hoch, dass aus bestimmten Generationen (aus den 60ger Jahren) nahezu niemand mehr übrig geblieben ist. Viele Waisenkinder blieben alleine zurück und wuchsen ohne beide Eltern auf. Der Pastor war so tief erschüttert über das Schicksal der Kinder in seiner Gemeinde, das auch Frau Juch den Ernst der Lage sehr schnell nachempfinden konnte. Nach seinen Erzählungen gab er Frau Juch einen Brief und sagte zu ihr: „Bringe die Stimme der Kinder in die Welt!“ Sie konnte damit zunächst nichts anfangen. Anschließend brachten die Neffen sie unter Anstrengungen wieder zu ihrer Mutter mit der sie dann gemeinsam betete.

Verstummtes Waisenmädchen, 6 Jahre alt
Junge bei der Feldarbeit

Als Frau Juch am nächsten Morgen bei ihrer Mutter am Bett saß kam ihr Bruder dazu und fragte sie, ob er ihr einmal die reale und tägliche Lebenssituation der Menschen in den Dörfern zeigen solle. Sie fragte ihre Mutter und ihren Bruder, ob dies wirklich so schlimm sei. Sie antworten mit Ja, aber sie müsse es mit ihren eigenen Augen sehen.
Da Frau Juch selber krank war, waren ihr die Strapazen zu viel. Dennoch fuhr ihr Bruder sie mit dem Auto durch die Dörfer. Die Situation der Kinder war sogar noch schlimmer, als sie es sich vorgestellt hatte und der Anblick war für sie emotional sehr aufwühlend. So aufwühlend, das sie ihren Aufenthalt in Kenia nach nur einer Woche abbrach und zurück nach Deutschland flog.

In Deutschland angekommen musste sie feststellen, dass die erste große Trennung zu ihrer Mutter für ihre Kinder eine große Belastung war. Frau Juch war hin- und hergerissen. Die Erlebnisse in Kenia mit den notleidenden Kindern und die Situation vor Ort in Deutschland führten dazu, dass sie in eine Lebenskrise stürzte. Alles hatte sich verändert: Ihr Beruf war weg, ihre Kinder waren erwachsen, sodass sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr sah. Sie brauchte eine neue Lebensaufgabe.

2011 – Eine Idee wurde zum Plan

Frau Juch erlebte in diesem Jahr viele Veränderungen. Sie bewarb sich auf eine Arbeitsstelle in einer Familie, in der sie sich um die Kinder kümmerte. Diese Arbeit gab ihr neue Kraft. Bei dieser Familie aus Köln möchte sich Frau Juch herzlich bedanken. Sie war mit ihrem Leben wieder im Reinen. Der Gedanke an die Kinder in Kenia hat sie trotzdem nicht mehr losgelassen. Ende 2011 nach ca. einem Jahr ist sie dann wieder nach Hause nach Kenia geflogen. Gestärkt durch ihre neue Lebenssituation sah sie sich die Lage vor Ort noch einmal an und sprach mit dem Gemeinderat vor Ort. So wurde die Idee von OLDRI geboren. Sie hielten einen Familienrat ab. Das soziale Engagement war immer eine Familientradition in ihrem Elternhaus gewesen.

Gemeinde diskutiert mit Bürgermeister
Anhörung beim Bürgermeister
Frau Juch und Koordinator vor Ort

Man rief die Gemeinde zusammen und schilderte die gemeinsame Idee und fragte, welche Optionen der Hilfe zur Verfügung stehen würden. Die Leute vor Ort sagten mit Begeisterung, ein Kinderprojekt könne eine große Hilfe darstellen, um das Leben im Ort für viele zu verändern. So könnten für die Kinder ein Waisenhaus sowie eine Kita gebaut werden, in der sie professionell betreut werden. Um aber tatsächlich mit der Arbeit vor Ort beginnen zu können, musste die Organisation bei der lokalen Regierung in Kenia als CBO (Community Basic Organisation) beantragt und eingetragen werden.

Kleine und große Schritte in die richtige Richtung

Jugendliche auf der suche nach Arbeit
Business Frauen

In den folgenden Jahren wurde die Idee OLRDI immer konkreter. Im Jahr 2012 reiste Frau Juch nochmals zurück nach Kenia. Diesmal ging es darum, in diversen Meetings herauszufinden, welchen Plan die Stellen vor Ort in Kenia hatten, wie dieser umgesetzt werde sollte und ob die Gemeinde wirklich dahintersteht und OLDRI unterstützend zur Seite steht. Um sich ein noch besseres Bild der Lage vor Ort zu machen, machte sie sehr viele Hausbesuche und sah mit eigenen Augen, wie schlecht die alltägliche Lebenssituation in Kenia tatsächlich war. Der emotionale Abstand wurde etwas größer, sodass man professionell an die Probleme herangehen konnte.

Dorfsprecher und Sozialarbeiter

2013 erreichten die Mitwirkenden an OLDRI einen sehr wichtigen Meilenstein für die weitere Arbeit. Anfang März wurde die CBO OLDRI offiziell in Kenia gegründet. Es herrschte große Freude darüber und es wurde gefeiert. Jetzt konnte die Arbeit zur Verbesserung der Situation der Waisenkinder endlich in vollem Ausmaß beginnen. Es sollte Geld gesammelt werden, damit die Kinder vor Ort ein besseres Leben haben können. Doch wo sollte man anfangen? Wo sollte die Vision des Kinderwaisenheims Wirklichkeit werden? Dazu stiftete die Familie von Frau Juch dem Verein ein Grundstück auf dem der Traum von OLDRI wachsen sollte. Das war der zweite wichtige Schritt auf dem langen Weg für OLDRI.

Das gestiftete Grundstück

 

Bei OLDRI erhalten sie Nahrung
Hungernde Waisenkinder
Waisenmädchen kam fiebrig & hungrig bei OLDRI an

Im Dezember 2014 reiste Frau Juch wieder nach Kenia, um sich ein Bild über die Fortschritte zu machen. Leider musste sie feststellen, dass sich seit der Gründung vor Ort nicht viel getan hat. Das hatte verschiedene Gründe. Einer war der ursprüngliche Finanzierungsplan des Vereins. Jedes Mitglied von OLDRI sollte sich monatlich mit einem Mitgliedsbeitrag in Höhe von umgerechnet zwei Euro beteiligen. Es stellte sich heraus, dass dieser Betrag die Mitglieder finanziell überforderte, denn in einer großen Familie hat man in Kenia sehr häufig nicht einmal einen Euro umgerechnet pro Tag zum Leben. Vor diesem Problem erinnerten sich alle wieder an die Worte des örtlichen Pastors. „Bringe die Stimme der Kinder in die Welt!“. Es war allen schnell klar, dass OLDRI nur dann wirklich helfen kann, wenn die Initiative über die Grenzen Kenias hinaus bekannt und aktiv wird. Man beschloss also einen Antrag zu stellen, um aus OLDRI eine internationale Organisation (NGO) zu machen. Der Antrag lief, nur leider gab es für lange Zeit keine Rückmeldung der Regierung, ob der Antrag in Kenia bewilligt wird oder nicht. Dies kostete viel Zeit und war eine schwere Belastung für alle Mitglieder. So blieb nur ein Mittel, welches die kenianische Regierung am besten versteht. Aufgrund der Korruption in Kenia musste Frau Juch immer wieder neues Geld dorthin schicken damit der Antrag überhaupt bearbeitet wurde. Der ganze Prozess zog sich über mehrere Jahre bis 2015. Irgendwann konnte sie aus gesundheitlichen und finanziellen Gründen nicht mehr weitermachen und hatte das Vorhaben bereits aufgegeben

 

Nach schweren Zeiten endlich gute Neuigkeiten

2016 erhielt Frau Juch von der Regierung aus Kenia endlich die langersehnte Nachricht: Der Antrag wurde bewilligt. Die Zertifizierung und somit die Genehmigung endlich wieder die dringend benötigte Arbeit für die Kinder vor Ort fortsetzen zu können, konnte abgeholt werden. Sie konnte es nicht glauben – sie dachte an einen Scherz. Sie rief ihren Bruder in Kenia, den eingetragenen Koordinator des Projektes an. Dieser hatte die Nachricht noch gar nicht bekommen. Sie bat ihn darum, dass so dringend benötigte und lange Zeit erwartete Zertifikat in Nairobi abzuholen. Als er das Zertifikat in den Händen hielt rief er seine Schwester an und sagte „Wir haben es!“ Sie antwortete „Dann komme ich!“

OLDRI 2016
OLDRI 2016

Daraufhin flog sie wieder nach Kenia, um die Arbeit am Projekt Waisenhaus wieder aufzunehmen und mit den Mitgliedern vor Ort alle weiteren Schritte zu besprechen. Seit 2014 arbeitete Frau Juch als BtE (Bildung trifft Entwicklung) Referentin bei der Organisation Globales Lernen. Auf diese Weise konnten sie den Kindern hier in Deutschland erzählen, wie ihre Altersgenossen auf anderen Kontinenten und in anderen Ländern lebten. Ihre Arbeit in den Kitas hat Frau Juch noch einmal gestärkt und zeigte ihr noch einmal, wie wichtig die Umsetzung der Pläne von OLDRI sind. Sie fühlte sich bestätigt. Als Freunde und Bekannte, sowie einige der Kita-Leitungen hier davon hörten kam die Idee auf, dass man OLDRI auch hier in Deutschland anmelden könne. So entstand die Idee, die OLDRI Initiative in Deutschland für Kinder in Kenia e.V. in Deutschland zu registrieren.

OLDRI 2017

Dies geschah 2017 dann auch. OLDRI wurde in Deutschland beim Amtsgericht Mönchengladbach registriert. Und schon kurze Zeit später ließ sich durch die Arbeit der Mitglieder in Mönchengladbach erste Erfolge für die Kinder in Kenia feiern. Einer davon war das Willkommens-Weihnachtsfest im Dezember 2017, welches aus Deutschland heraus organisiert wurde. Ein weiterer wichtiger Schritt für OLDRI 2017 war für die Kinder endlich einen Ort des Schutzes und des Lernens zu errichten. Dazu wurde für die Kinder ein Haus als Provisorium aus Blech gebaut, indem die Kinder betreut werden und ihren Unterricht erhalten können. Zusätzlich dient es als Rückzugort für alle Waisen, die kein sicheres Zuhause haben, wohin sie gehen können.

Wie geht es für OLDRI e.V. weiter?

OLDRI 2017

Auch acht Jahre später ist der zentrale Gedanke hinter OLDRI e.V. den Schwächsten zu helfen. Und die Motivation und der Tatendrang der Mitglieder ist bis heute ungebrochen. Neben der Hilfe und Angebote für kenianische Waisen, hat OLDRI e.V. weitere Pläne entwickelt, um die allgemeine Lebenssituation in kenianischen Gemeinden zu verbessern. Welche Ziele sich OLDRI e.V. langfristig gesetzt hat erfahren Sie natürlich auf unserer Webseite.

Doch viele Ziele lassen sich nur gemeinsam erreichen. Dazu brauchen wir einerseits unsere Mitglieder, die mit ihren Ideen und ihrer tatkräftigen Unterstützung wirklich etwas bewegen möchten. Aber auch auf Sie und Ihre Hilfe kommt es an. Nur mit Ihnen kann OLDRI e.V. weiterwachsen und für viele Menschen ein Licht in der Dunkelheit sein. Und das haben wir uns für 2018 fest vorgenommen: Weiter wachsen und so noch mehr Kindern helfen. Dabei möchten wir Sie auf dem Laufenden halten. Neuste Berichte und Bilder der Lage vor Ort in Kenia oder welche Fortschritte unsere Arbeit hier macht, können Sie hier in unserem Blog lesen. Und natürlich hoffen wir, dass wir vieles in diesem Jahr erreichen. Für die Kinder. Für Kenia.

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